Stand der Aufarbeitung der Kleinbahnlok
Sie steht trocken im Magazin in Veendam, wurde begutachtet und hat bereits neue Laternen
Der rührige 1. Beigeordnete der Stadt Nastätten, Gustav Spriestersbach, erhielt Ende der 1970er Jahre, während eines Urlaubsaufenthaltes den Hinweis eines Eisenbahnfreundes über den Verbleib der Dampflokomotive und konnte sich tatsächlich bei der Museumsbahn in der Selfkant an der holländischen Grenze von ihrer Existenz überzeugen. Von da war es nur ein Sprung zu dem Plan, das historische Objekt als Erinnerungsstück nach Nastätten heimzuholen.
Im Rahmen eines feierlichen Festaktes im Juni 1981 wurde das Denkmal der Öffentlichkeit übergeben. Die letzte Dampflokomotive der Nassauischen Kleinbahn wurde in der Brückwiese, exakt an der Stelle aufgestellt, an der sich früher die Kleinbahnlinien nach St. Goarshausen und Zollhaus gabelten. Damit kehrte 19 Jahre nach ihrer Ausmusterung, die letzte Dampflokomotive Nr. 16 der Nassauischen Kleinbahn AG, endgültig nach Nastätten zurück.
Gut drei Jahrzehnte stand die Lok auf einem Stück Bahndamm in der Brückwiese und diente als vielbewundertes Fotomotiv an dem aber auch der Zahn der Zeit gefährlich nagte.
In einem Gespräch mit Stadtbürgermeister Karl Peter Bruch in den 1990er Jahren wurde bereits auf schlimme Rostschäden an der Lok hingewiesen. Die Eisenbahnfreunde waren sich einig, eine Wiederherstellung bis zur Betriebsfertigkeit, ist auch mit erheblichem Aufwand nicht mehr möglich.
Es sollte aber noch bis Juli 2017 dauern bis Wim Pater vom Kleinbaan Service B.V. auf die Stadt Nastätten zukam und einen Kauf mit betriebsfertiger Instandsetzung anbot.
Ziel des Kleinbaan Service B.V. ist es, die Schmalspurlokomotive der Stadt Nastätten wieder fahrbereit zu machen und nach historischen Vorgaben zu sanieren. Am Führerstand sollen links und rechts Schilder „Stadt Nastätten“ angebracht werden.
Sowohl dem Kleinbaan Service B.V. als auch der Stadt Nastätten ist es gemeinsam wichtig, dass die Lokomotive „Stadt Nastätten“ auch künftig als Zeitzeuge der industriellen Entwicklung des 20. Jahrhunderts erhalten bleibt. Der Name der Lokomotive ist für alle Zeiten „Stadt Nastätten“.
Auf Nachfrage unseres Stadtbürgermeisters Marco Ludwig beim Kleinbaan Service B.V. können wir ihnen heute einen ausführlichen Status zur Aufbereitung der Lok geben.
Die Lok steht trocken im Magazin in Veendam. Die Lok wurde auf Grundlage einer Henschel-Werkszeichnung aus dem Landesarchiv Wiesbaden und dem Original-Betriebsbuch aus dem Archiv des Kleinbahnmuseums in Bruchhausen-Vilsen befundet, um festzustellen, welche Teile abhanden oder schadhaft geworden sind und beschafft oder nachgefertigt werden müssen.
Das Betriebsbuch ist in Analogie zu einem Kfz-Fahrzeugschein das offizielle Dokument zur Zulassung der Lok. Ohne das Betriebsbuch ist eine Wiederinbetriebnahme einer Dampflok mit vielen Nachweisen und Prüfungen durch Sachverständige verbunden. Die vorhandenen Unterlagen im Heimatmuseum in Nastätten waren leider nicht mehr auffindbar.
In Aufarbeitung oder Nachfertigung sind momentan: ein Dampföler, ein Bremsventil, eine Luftpumpe, Einzelteile für die Speiseventile, Anstellventile für den Dampfverteiler, ein Pfeifenhahn, ein Regler-Schmierhahn, gegossene Rollen für die Seilzugbremse sowie diverse Kleinarmaturen für z.B. den Spritzschlauch und die Spurkranz-Näss-Einrichtung. Bei einem Sammler in Braunschweig sollen passende alte Manometer für die Lok erworben werden.
Der Umfang der notwendigen Arbeiten am Fahrwerk und am Kessel der Lok, kann erst nach einer Demontage der Lok in ihre Einzelteile ermittelt werden. Je nach Ergebnis der Befundung und dem Umfang der Eigenleistungen, ist aus der Erfahrung mit anderen Projekten, von Kosten zwischen 500.000 € bis 800.000 € und einer Dauer von 4 bis 8 Jahren auszugehen.
Momentan wird auf ein freies Zeitfenster in einer der wenigen Fachwerkstätten gewartet. In den drei Fachwerkstätten sind derzeit drei Dampfloks bereits seit 2013, 2014 bzw. 2018 in Arbeit. Die Aufarbeitungen dauern deutlich länger als ursprünglich geplant.
In Recherchen, Konstruktion und Armaturenaufarbeitung sind bisher über 500 Stunden Eigenleistung eingeflossen. An Sachkosten für Teilebeschaffung und Fremdleistungen (Modellbau, Guss, Aufarbeitung von Komponenten) sind bisher rund 50.000 € angefallen.



