Museums Nacht - Handwerk - Musik - Kunst


Im Zeitenwandel sind einige in den Museumswerkstätten abgebildeten Berufe heute rar geworden und führen nur noch ein Nischendasein. So können die Fertigkeiten dieser historischen Berufe in der Museumsnacht nicht mehr demonstriert werden, mit dem gleichen Werkstoff wie einst wird dort dennoch gearbeitet. Der Stimme seines Herzens folgte der Künstler Winfried Eichen aus Bonn, als er sich vor vielen Jahren auf die Fertigung von Holz-Herzen spezialisierte. Er wird die Werkstatt des Wagners beleben und möchte Kinder handwerklich anleiten. Auf Udo Havekost mussten die Besucher der Museumsnacht bisher glücklicherweise selten verzichten. Sobald er an der Drechselbank aus Rundhölzern Figürliches entstehen lässt und dabei die besonderen Eigenschaften des jeweiliges Holzes mit künstlerischem Blick ausarbeitet, geschieht das immer unter faszinierter Beobachtung vieler Zuschauer. Diese erwartet noch etwas sehr Besonderes: Gitarrenbaumeister Stephan Hahl verlässt für diesen Abend seine Werkstatt in Mudershausen, um im Museum in einer Doppelrolle aufzuschlagen. Seine handwerkliche Gitarrenbau-Vorführung in der Küferkoje wird kurz ruhen müssen, damit er die Qualität seiner Arbeit beim Bühnenauftritt des Trios „Guitar Steve & The Swinging Blues auf seiner Archtop Jazzgitarre selbst unter Beweis stellen kann. Eine der museumseigenen handbetriebenen Standbohrmaschinen wird Michael Schrubiltgen in der Schmiede in Gang setzen. Die fröhlichen Keramikarbeiten von Helga Bergholz in der Maurerkoje werden den Betrachtern gewiss ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ein selten gewordenes Handwerk in das Buchbinden. Von der Mosel kommt Claudia Theuer-Grings mit Blanko-Büchern, Karten und zur Vorführung der Fadenheftung. Beschädigte Bücher können mitgebracht werden, diese nimmt sie gerne zur Reparatur mit in ihre Werkstatt. Wie ein Schuh vom Leisten beginnend gefertigt wird, demonstriert Schuhmachermeister Christoph Göbel. Mit Köstlichkeiten aus eigener Manufaktur bestückt Iris Anna Hahn-Schwinn den Tante-Emma-Laden. Auch sie ist Mitgestalterin des Bühnenprogramms im Frauen-Vokalensemble „Larimar à cappella“. Ausgestattet mit Besen, Pinseln, Bürsten und Schauwerkstatt kommt Meister Jochen Kluge mit seinen Mitarbeitern aus der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte Neuwied. Mit den Wollprodukten der Coburger Fuchs-Züchter Björn und Michaela Wolf kann man sich bestens auf einen eisigen Winter vorbereiten. In der Handspinnerei und -färberei lädt Petra Eberz zu Selbstversuchen am Spinnrad ein und gleich nebenan bringt Vera Barthels den 225 Jahre alten Webstuhl in Gang. Auch bei Nelya Ickert ist Wolle der Rohstoff, aus dem sie kuschelweiche Textilien filzt. Auf das Weben mit Perlen hat sich Rita Zenker schon vor 30 Jahren spezialisiert, vorführen wird sie in der Gesindekammer. Petra Boudriots zauberhaften Marionetten widmete das Museum bereits eine eigene Sonderausstellung. Einige Arbeiten bietet sie nun zum Verkauf an. Im Schnupperkurs vermittelt Wera Kupser Grundlagen des Klöppelns und ebenso vertraut mit der uralten Handarbeitstechnik des Nadelbindens steht sie mit Mustertextilien dazu Rede und Antwort. Mit dem Erlös ihres dekorativen Fensterschmucks unterstützt Sandra Gregorius die wertvolle Arbeit im rumänischen Tierschutz. Während Sabine Bleichrodt in der Mineralwasser-Abteilung ihre keramischen Arbeiten präsentiert, zeigt Maßschneiderin Loretta Onofrei ihr Können in der Handarbeitsecke. Kunstvoll kreativ gestaltet Bettina Kreuer aus Papier Karten, Fotoalben und Schachteln. In den vergangenen Jahren unterrichtete Reinhard Atzbach Mathematik im historischen Schulzimmer, in diesem Jahr darf man auf seine Auswahl der vorgeführten 16 mm-Filme gespannt sein. Wie Sitzmöbel professionell repariert und aufgearbeitet werden, zeigen gleich zwei Handwerker. Als Raumausstatterin hat Bärbel Neuhäusel das Polstern und Neubeziehen verschlissener Sessel und Sofas von der Pike auf gelernt. Wie defekte Stuhlgeflechte erneuert werden, demonstriert Heribert Obel. Stark vertreten ist das Thema Bienen und Honig. Regionaler Honig kann bei Benjamin Pollak erworben werden, der erst kürzlich mit Familie und Bienen nach Oberwallmenach gezogen ist. Unter „Rhein-Lahn-Biene“ vermarkten Tobias Decker und Matthias Bittner ihre Bienenerzeugnisse gemeinsam, ihre Bienenstandorte sind in Koblenz-Horchheim und in Lahnstein.

Die derzeitige Sonderausstellung „Digitale Handarbeit“ muss zwar an dem Abend dem musikalischen Bühnenprogramm weichen, auf das Thema braucht aber keineswegs verzichtet werden. In reduzierter Form bezieht die Ausstellung einen Raum im Erdgeschoss, dort wird Almut Bree interessierte Besucher mit der computergesteuerten Stickerei vertraut machen.

Schon lange gehört Holger Pfaff ins Musikprogramm der Museumsnacht, wenn nicht als Bandmitglied der „Foreign Feathers“ dann – wie in diesem Jahr – im Duo mit Olaf Darge. Mit Folk und zünftigen Handwerkerlieder ergänzen sie das Programm auf eigene Art und Weise. Das Trio „Guitar Steve & The Swinging Blues“ um den Sänger, Gitarristen und Gitarrenbaumeister Stefan Hahl spielt eine abwechslungsreiche Mischung aus traditionellem Blues, lebhaftem Swing und melodischen Jazzstücken. Der blaue Edelstein Larimar ist Namensgeber für das im Blauen Ländchen beheimatete Frauen-Vokalensemble „Larimar à cappella“ unter der Leitung von Margarete Reeves. Für die traditionelle Kunstausstellung unterm Dach waren die Künstler in der Tagesförderstätte der Stiftung Scheuern in den letzten Wochen sehr fleißig. Ihre farbenstarken Werke sind auf Spendenbasis zu erwerben. Die Museumsnacht beginnt um 17 Uhr, der Eintritt beträgt 6,- €.