Die nassauische Kleinbahn Vergangenheit & Gegenwart
Eine Kleinbahn erschließt das Blaue Ländchen
Quelle: Stadt Nastätten - Geschichte und Gegenwart 1992 - gekürzt
Die verkehrsgünstige Lage in einer sonst schwer erschließbaren Mittelgebirgsregion trug maßgeblich dazu bei, dass Nastätten früh zentrale Funktionen für sein Umland übernahm. Mit dem Bau der Nassauischen Kleinbahn AG um 1900 erhielt die Stadt einen entscheidenden wirtschaftlichen Schub. Drei Strecken nach Lahnstein, St. Goarshausen und über Katzenelnbogen nach Zollhaus trafen hier zusammen und brachten Handel und Handwerk in Schwung. Heute erinnern nur wenige Überreste daran, wie prägend diese Bahn für Nastättens Entwicklung war.
Während andere Regionen schon Mitte des 19. Jahrhunderts durch Dampfschifffahrt und Bahn erschlossen wurden, blieb das Hochland des Blauen Ländchen und des Einrich lange abgehängt. Bis zur Jahrhundertwende verkehrten hier noch Pferdepostwagen. Erst in den 1890er-Jahren begannen Kommunalpolitiker, den Bau einer Bahn ernsthaft zu verfolgen. Das neue preußische Kleinbahngesetz erleichterte schließlich die Planungen, und 1898 wurde die Nassauische Kleinbahn AG gegründet, an der Staat und regionale Institutionen beteiligt waren. Der Bau war teuer und organisatorisch kompliziert, doch um 1900 gingen nach und nach die ersten Strecken in Betrieb.
Die Nebenstrecke nach Oberlahnstein erwies sich früh als unrentabel und wurde schon in den 1920er-Jahren wieder eingestellt. Zwar galt die Strecke landschaftlich als reizvoll, doch waren die Fahrzeiten lang und das Güteraufkommen gering. Moderne Verkehrsmittel wie Bus und Auto lösten den Bahnverkehr zunehmend ab.
Typisch für die Kleinbahn waren kleine Dampflokomotiven, die ein bis zwei Personenwagen und einige Güterwagen zogen. Wegen der starken Steigungen stieß das Material schnell an seine Grenzen. Der große Bestand an Spezialgüterwagen zeigt, welche Massengüter transportiert wurden – vor allem Erze, Kalkstein, Holz und Kohle. Die hohen Lasten belasteten den zunehmend veralteten Unterbau, was später häufig zu Schäden und Unfällen führte.
Wirtschaftlich begann die Bahn erfolgreich, geriet aber nach dem Ersten Weltkrieg in Schwierigkeiten. Sinkende Fracht- und Fahrgastzahlen führten zu hohen Verlusten. Zwar brachte der Zweite Weltkrieg noch einmal hohe Transportmengen, doch danach brach der Bedarf erneut ein. Die Kleinbahn konkurrenzierte sich schließlich selbst, indem sie Buslinien aufbaute und ab den späten 1940er-Jahren den Personenverkehr zunehmend auf die Straße verlagerte. In den 1950er-Jahren folgten schrittweise Streckenschließungen. 1957 endete der Bahnbetrieb weitgehend, und 1977 fuhr auf der letzten Reststrecke der letzte Güterzug.
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1981 kehrte die letzte Dampflok Nr.16 nach Nastätten zurück
Der engagierte Erste Beigeordnete der Stadt Nastätten, Gustav Spriestersbach, erfuhr Ende der 1970er Jahre während eines Urlaubs zufällig von einem Eisenbahnfreund, dass die ehemalige Dampflokomotive der Nassauischen Kleinbahn noch existierte. Er besuchte daraufhin die Museumsbahn im Selfkant an der niederländischen Grenze und bestätigte den Hinweis. Schnell entstand die Idee, die Lok als historisches Erinnerungsstück nach Nastätten zurückzuholen.
Im Juni 1981 wurde das Denkmal feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Die letzte Dampflokomotive der Nassauischen Kleinbahn, Lok Nr. 16, wurde an der Brückwiese aufgestellt – an jener Stelle, an der sich früher die Strecken nach St. Goarshausen und Zollhaus trennten. 19 Jahre nach ihrer Ausmusterung kehrte sie damit endgültig nach Nastätten zurück.

In einem Gespräch mit Stadtbürgermeister Karl Peter Bruch in den 1990er Jahren wurde bereits auf schlimme Rostschäden an der Lok hingewiesen. Die Eisenbahnfreunde waren sich einig, eine Wiederherstellung bis zur Betriebsfertigkeit, ist auch mit erheblichem Aufwand nicht mehr möglich.

Gut drei Jahrzehnte stand die Lok auf einem Stück Bahndamm in der Brückwiese und diente als vielbewundertes Fotomotiv an dem aber auch der Zahn der Zeit gefährlich nagte.
Es sollte aber noch bis Juli 2017 dauern bis Wim Pater vom Kleinbaan Service B.V. auf die Stadt Nastätten zukam und einen Kauf mit betriebsfertiger Instandsetzung anbot.
Ziel des Kleinbaan Service B.V. ist es, die Schmalspurlokomotive der Stadt Nastätten wieder fahrbereit zu machen und nach historischen Vorgaben zu sanieren. Am Führerstand sollen links und rechts Schilder „Stadt Nastätten“ angebracht werden.
Sowohl dem Kleinbaan Service B.V. als auch der Stadt Nastätten ist es gemeinsam wichtig, dass die Lokomotive „Stadt Nastätten“ auch künftig als Zeitzeuge der industriellen Entwicklung des 20. Jahrhunderts erhalten bleibt. Der Name der Lokomotive ist für alle Zeiten „Stadt Nastätten“.
Der Abtransport 2017 - Quelle: Stadtarchiv-Nachlass U. Gasteyer
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